Kriegsende im Nord-Médoc 02

Autor: Erwin Kindsgrab

Inhaltsübersicht
Das Seebataillon NARVIK im Vorfeld

 

carte

Am nächsten Morgen ist gewiss, dass ein Anschluss an die Rückzugstruppen sich nicht mehr bewerkstelligen lässt. So bleibt alles in der Festung. Die nächsten 2 Tage werden die Geretteten in Einquartierung zu französischen Familien von Le Verdon gegeben.

Zwischenzeitlich ist das sogenannte „Seebataillon NARVIK“ aus den Besatzungen von Z24 und T24 gebildet worden. Bataillonschef: Freiherr von Berger, 1. Kompanie: Korv.Kpt. Birnbacher (Kommandant Z24) 2. Kompanie: Kpt.Ltd. Brehnke (IO von Z24)

Einige Wochen werden die Kompanien des Seebataillons Narvik zur Angewöhnung mit den infantristischen Verhältnissen in einige Bunker an der Küste zwischen SOULAC und POINTE DE GRAVE gelegt. In diese ersten Tage fällt auch eine Besichtigung der Seesoldaten durch General Meyer, eine kleine väterliche Erscheinung, Brillenträger. Der Inhalt seiner Begrüßung ist mir nicht haften geblieben. Er machte aber sicher keinen energischen Eindruck, mehr die Couleur eines mittleren Beamten.

In dieser Zeit sickerte durch und wurde im Kreise der Vorgesetzten der Kompanie diskutiert: General Meyer versuchte mit der Gegenseite ohne Autorisation vom Oberkommando der Wehrmacht zu verhandeln mit dem Ziel, dass die Besatzung der Festung freien Abzug nach Spanien erhalte. Gleichzeitig wurde bekannt, dass General Meyer Schwierigkeiten mit seiner Gesundheit habe – Herzschwäche.

Vorfeld

In der Zwischenzeit war das sogenannte VORFELD mit einer Verteidigungslinie über sogenannte Sperrpunkte geschaffen worden. Die Linie ging entlang von Wasserläufen und Kanälen ab MONTALIVET an der Küste, vor VENSAC und vor St. VIVIEN vorbei – das Chateau CANAU im Niemandsland liegenlassend, bis ans Ufer der Gironde. Die jeweiligen Brücken beim Übergang über den Kanal waren gleich bei der Schließung der Festung gegen den 30. August 44 gesprengt worden, d.h. an der Hauptstraße LE VERDON – Bordeaux (genannt Sperrpunkt 4, Eisenbahnlinie Le Verdon-Bordeaux (Sperrpunkt 5), Straße St. Vivien-Jau (Sperrpunkt 7).

Periodenweise wurden Spähtrupps ins Vorfeld unternommen, um die Vorbereitungen, Schanzarbeiten und Installationen des Gegners zu beobachten. Im Gegenwege unternahmen die Franzosen ebenfalls Erkundungsunternehmen. Bei dieser Beobachtungstätigkeit kehrte ein Obermaat vom Sperrpunkt nicht zurück; tödlich getroffen vor dem französischen Stützpunkt – am 31.12.44 abends. Vor Weihnachten wurden 2 Mann von einem französischen Spähtrupp gefangen genommen.

Gegen den 8.12.1944 wurde eine 2-3-täge Waffenruhe beantragt. Evakuierung der gesamten Zivilbevölkerung aus dem VORFELD über den Sperrpunkt 4 auf Grund der prekären Ernährungssituation, mangelhafte pharmazeutische Vorratslage, die bei evtl. erwarteten alliierten Luftbombardement die ärztliche Versorgung der Zivilbevölkerung nicht sicherstellen konnte. Gleichzeitiger Befehl aus der Festung unter der Durchführung des Zahlmeisters SCHNEIDER, dass alle Lebensmittel, Vieh und Kleinvieh, Decken und für Verbandsstoffe geeignetes Leinen Bestand der Festungsverpflegungsreserve ist und unter Androhung der Todesstrafe, kein Soldat sich an diesen Reservemitteln vergreifen darf.

Dem Befehl zum Trotz übergab der am nächsten wohnende französische Bauer, mit dem sich in der Zeit ein gutes Verhältnis entwickelt hatte, uns vom Sperrpunkt sein Pferd mit einem kleinen Fohlen. Von Stund an fuhr der Essenholer mit der Charette und Mutterpferd, auf Schritt und Tritt begleitet von dem Pferdebaby, auf den Versorgungswegen zur Kompanie. Am Angriffstag und Rückzug vom Sperrpunkt 7 (14.4.) trieben wir die Pferde auf entferntere Weiden. Bei meinen späteren Frankreichbesuchen konnte ich erfreulicherweise hören, dass sich die Pferde wieder bei dem zurückgekehrten Bauern eingestellt hatten – das Fohlen mittlerweile zu einem prächtigen Jungpferd ausgewachsen.

Anfänglich war diese Linie von Einheiten eines Grenadierbataillons besetzt und eingerichtet.

Da aber diese Truppe in seiner Einheit nicht ganz zuverlässig schien – durch Überalterung und einen größeren Anteil sogenannter Volksdeutscher -, wurde entschieden, dass das Seebataillon Narvik die Sperrpunkte 4-10 übernahm. Sperrpunkt 1-3 blieb in den Händen von zuverlässigen Gruppen des Grenadierbataillons.

Sperrpunkt 4: an der Brücke GUA an der Straße Le Verdon-Bordeaux, Kommandant: Oberltd.z.See Günther
Sperrpunkt 5: Kommandant: Stabsobersteuermann Scheib
Sperrpunkt 6: Kommandant: Ltd. „Pitt“ Steinbrecher, III. WO von Z24
Sperrpunkt 7: vor St. Vivien, Kommandant: Ich; Obersteuermann Z24, der größte Teil bestand aus dem Brückenpersonal von Z24 (Signalgasten und Maate), ca 25-30 Mann
Sperrpunkt 8: vor Chateau Canau, Kommandant: Ob.Ltd.z.S. Martin Claas (2 WO T24)
Sperrpunkt 9: Kommandant von T24
Sperrpunkt 10: An Gironde-Ufer, Kommandant: Obersteuermann von T24

Die dem Vorfeld zugeneigten Sprengstellen waren vermint worden. Zwischen den einzelnen Sperrpunkten waren Minen, Handgranaten auf Zug – je nach Terrainverhältnissen. Bataillons- und Kompaniegefechtsstand nördlich von St. Vivien auf einem Bauernhof.
Aufgabe: Eindringen der Franzosen in die Festung verhindern.
Dazu an Bewaffnung: 1/2-cm (von Z24 montiert), 2 leichte Granatwerfer, 3 MGs, für jeden Mann ein Gewehr – teilweise aus französischen Beständen, Gewehrgranaten, für Sperrpunkt-Kommandant 1 Maschinenpistole und poln. Pistole – hinter dem Sperrpunkt waren 2 Raketenwerfer (Umfang 30cm) mit 4 Raketen - elektrisch zu zünden und eingestellt auf einen fixen Punkt ca. 500m auf Kurve zur Straße – installiert.

Kommunikation: Telefon zur Kompanie, das auf Festungsfernsprechnetz geschaltet werden konnte.

weiterlesen

aus seinem Kriegsbericht zum Ende der Festung Gironde Süd; der Text satmmt aus eines unebkannten Quelle und ist auch nicht vollständig. Für genauere Informationen dazu wären wir dankbar! Für die Wiedergabe in Médoc acif wurde er leicht gekürzt.
Bildquelle: http://www.cestenfrance.fr/forteresse-du-nord-medoc-atlantikwall/