Kriegsende im Nord-Médoc 06
Am 9. April wird ein Oberst PRAHL aus der Festung ROYAN zum neuen Festungskommandanten Süd bestellt. Diese Kommandoumstellung wirkt sich nicht aus; ihm bleibt keine Gelegenheit, sich mit den Gegebenheiten und Ortskenntnissen vertraut zu machen.
Ab 10./11.4. werden von der französischen Seite Lautsprecher vor den deutschen Linien eingesetzt, die zum Überlaufen und Ergeben auffordern – mit den üblichen Drohungen und Zusicherungen.
Am 14.4.1945 morgens Angriff auf die deutschen Stützpunkte; beginnend von 1 bis 4 (Montalivet), später auch 5 und 6; weiterhin an der Gironde in der Höhe von Canal de St. Vivien auf den Sperrpunkten 10 und 9. Die Sperrpunkte 7 und 8 (vor Chateau Canau) werden nicht angegriffen, obwohl St. Vivien besonders wichtig sein müsste, weil auf dem Kirchturm die Artilleriebeobachtungsstelle für die schwere Artillerie der Festung eingerichtet ist. Andererseits ist vor diesen Sperrpunkten – durch die weiten flachen Wiesen – ein großes ungedecktes Gelände zu überwinden. Allein in der Nacht, schon vor Morgengrauen, wurde die Belegung der Gebäude von Chateau Canau beobachtet. Diese Feindkräfte beteiligten sich am Morgen noch nicht am Angriff.
Anflug einer immensen Flotte von viermotorigen Flugzeugen aus dem Süden in großer Höhe. Bombenabwürfe in Richtung Sperrpunkt 10; weiterhin Richtung Point de Grave und über Royan. Man kommt beim Zählen der Maschinen nicht mit: über 1000.
In den letzten Tagen, als ein Angriff auf die Festung offensichtlich wurde, hörte man unter den Leuten des Sperrpunkts Diskussionen darüber: wie sich verhalten bei einem Angriff zu diesem Zeitpunkt, wo der Krieg in seine Endphase eingetreten sein musste; die Alliierten hatten das Ruhrgebiet eingenommen und strebten ohne großen Widerstand auf den norddeutschen Raum zu, die Russen standen vor Berlin – die Nachrichtenmittel aus der Heimat waren spärlich – Radios gab es im Vorfeld nicht. Es wurden neben geringer persönlicher Post einige Wasserflugzeuge für Royan bestimmt eingesetzt, die als Zeitung in Kleinstformat DIN A 5 vom „Völkischen Beobachter“ mitbrachten. Die Leute waren nur grober Form über die Gesamtlage unterrichtet. Gleichwohl setzte sich die allgemeine Haltung durch: man würde im Falle eines Angriffs nicht mit zurück in die Festung gehen und möglicherweise so kurz vor Toresschluss noch ein Opfer bringen.
Nach Mittag kam durchs Telefon die Lage: Rückzug und Aufgabe von Montalivet bis Sperrpunkt 4. Am Spätnachmittag Befehl: Sperrpunkt 7 aufgeben und die vorbereiteten Widerstandspunkte in der sogenannten Talais-Stellung besetzen. Beim Rückzug aber St. VIVIEN meiden, da der Artilleriestand im Kirchturm von St. VIVIEN gesprengt wird. Rückzug mit Handwaffen. Telefonleitungen werden zerstört. In der Rückzugsbewegung Detonation im Kirchturm. 2 Mann der Besatzung – Steuermannsgasten von Z24 – kommen nicht mit zurück; sie wollen sich überrollen lassen. (ihr Schicksal hat sich nicht aufklären lassen; sie werden später in der Gefangenschaft nicht wiedergefunden.)
aus seinem Kriegsbericht zum Ende der Festung Gironde Süd; der Text satmmt aus eines unebkannten Quelle und ist auch
nicht vollständig. Für genauere Informationen dazu wären wir dankbar! Für die Wiedergabe in Médoc acif wurde er leicht gekürzt.
Bildquelle: photos : D. Lormier: La Poche du Médoc, éditions C.M.D 1998 and Le frond du Médoc, Féderation des associations d'anciens combattants