Ein Bundesverdienstkreuz...

...für die Pflege von Relikten einer gemeinsamen Geschichte

 

Orden

Jean-Paul Lescorce, der „désensableur“ aus Soulac ist seit Jahrzehnten unterwegs zu den Bunkern von Les Arros, um sie so weit von Dünensand zu befreien, dass man dort die Zeugnisse der Vergangenheit, die Reste des Atlantikwalls, besichtigen und aus der Unsinnigkeit solcher angeblich kriegswichtigen Anstrengungen lernen kann: Der größte Teil dieses Walls an der Küste des Médoc befindet sich 70 Jahre nach seiner Erbauung am Meeresrand oder ist bereits dort versunken. Aber auch schon während der Kriegszeiten bezeichnete ihn der deutsche Oberbefehlshaber West als einen „riesigen Bluff“.

Zahlreiche Zeitungsartikel und Fernsehsendungen sind inzwischen über die Sisyphusarbeit von Jean-Paul erschienen (Sisyphusarbeit, weil die Bunker infolge der Sand- und Dünenbewegungen immer wieder neu versanden). Man versuchte, sie zu sprengen, war dabei aber nicht sehr erfolgreich. So blieben sie bis heute stehen, ohne dass von offizieller Seite etwas mit ihnen unternommen worden wäre.

In anderen Gegenden, in denen Relikte des Atlantikwalls stehen, wie z.B. in Holland, hat man sich dagegen Gedanken gemacht, was damit geschehen soll. Seit einigen Jahren mehren sich dort Initiativen, die Ruinen als Zeugnisse einer gemeinsamen Geschichte von Besatzern und Besetzten zu verstehen und sie museal zu gestalten. Denn sie sind auch ein Teil der Geschichte der einheimischen Bevölkerung. Diese ist ebenso erzählenswert wie das, was die Kriegshinterlassenschaften der deutschen Soldaten zu erzählen haben.

Jean-Paul ist einer der letzten, von denen man solche Geschichten wie z. B. diese hören kann:

In Deutschland hat man die Bedeutung der Erinnerungsarbeit von Jean-Paul jetzt mit einem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. „Seine Bunker“ wird er hoffentlich noch lange betreuen und vielen Menschen zeigen und erklären können. Es bleibt zu hoffen, dass auch in der Region des Médoc und besonders in der Umgebung der ehemaligen Festung Gironde Süd die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte der Franzosen und der Deutschen eine angemessene historische Darstellung erhält.