Amelia - erster Flug
Ich heiße Amelia und ich möchte von meinen ersten Flugversuchen erzählen. Mein Vater ist seit frühester Kindheit von der Fliegerei begeistert und fliegt selbst seit etwa 10 Jahren. Mein Vorname ist daher auch von dem Namen der berühmten amerikanischen Pilotin Amelia Earhart inspiriert, die die Flugwelt für Frauen eröffnet hat, damals ein unglaublicher Schritt. Mit allen diesen Vorgaben bin ich selbst als kleines Kind in den Zaubertrank der Fliegerei hineingefallen - wie die allseits bekannte Zeichentrick-Persönlichkeit. Vor etwa 3 Monaten habe ich meinen Vater gefragt, ab welchem Alter man fliegen darf, weil auch ich immer mehr Lust aufs Fliegen bekommen hatte. Er antwortete mir, ich sei noch ein wenig zu jung, in meinem Alter könne man noch keinen Flugschein machen. Es stimmt ja, 11 Jahre sind noch ein wenig jung. Trotzdem, ich hatte solche Lust, dass ich nicht locker ließ und meine Frage immer wieder wiederholte. Mit ein wenig Glück könnte es ja auch eine andere Antwort geben!
Vor einigen Tage informierte mich mein Vater, dass wir ins Médoc zu einem Club fliegen würden, den er sehr schätze, den Aéro Club du Médoc. Er schlug mir vor, mit ihm zu kommen. Wir flogen von Pontoise (Region Paris) bis nach Lesparre/Saint-Laurent. Einen kleinen Aufenthalt zum Mittagessen hatten wir in Cholet. Am Tag nach unserer Ankunft trafen wir uns mit dem Fluglehrer, um uns über die DR 400 zu sprechen, überraschenderweise aber ging es um die Organisation meiner ersten Flugstunden mit einem Fluglehrer. Mein erster Flug ohne meinen Vater!
Ich hatte ein bisschen Lampenfieber und auch ein wenig Angst, aber ich war auch sehr zufrieden. Dann schlug mein Vater vor, auf einem Ultraleichtflugzeug mit einem Fluglehrer anzufangen, den er sehr bewunderte. Er wäre froh, wenn er nur die Hälfte von dessen Flugerfahrungen hätte! Roger Ricard hat mehr als 135 verschiedene Flugzeugtypen geflogen und er hat mehrere tausend Flugstunden hinter sich, also in Fluglehrer in Gold! Mit Roger haben wir uns die G1 angeschaut, mit der ich fliegen sollte, ein sehr schönes Luftschiff in gelb und blau mit einem Drachen am Leitwerk.
Nach der routinemäßigen Überprüfung des Flugzeugs sind wir dann sofort abgeflogen und er hat mich den Start durchführen lassen (dabei hat er mir natürlich geholfen), dann haben wir die sogenannte Mania gemacht, einen Test, das Flugzeug in alle Richtungen zu steuern. Der erste Start war umwerfend. Während der Mania habe ich gelernt, dass man mit der Hand den Steuerknüppel bedient, aber dass auch die Füße wichtig sind. Später habe ich dann meinem Vater gesagt, dass er bei seiner Cessna seine Füße zu wenig benutzt! Das Ultraleichtflugzeug reagiert sehr empfindlich auf jedes noch so kleine Steuern mit heftigen Bewegungen: Das ist sehr eindrucksvoll, aber mit Roger war ich gut abgesichert. Ziemlich schnell sind wir wieder auf die Erde zurückgekommen, aber das hat Roger übernommen, weil ich dazu noch nicht fähig war. Nachdem wir die G1 abgestellt hatten, haben wir über den Flug gesprochen, um das Lernprogramm fortzusetzen, aber für mich war erst einmal alles nur märchenhaft.
Und das Märchen war da noch nicht zu Ende. Etwas später hat mir der erste Astronaut Frankreichs, Jean-Loup Chrétien, der zufällig gerade vorbeikam, ein Autogramm in mein Flugheft gegeben und somit die Patenschaft für meine Anfänge als Pilotin übernommen. Was für ein Glück!
Am nächsten Tag gab es dann die zweite Unterrichtsstunde, ebenso märchenhaft, und ich habe schon mehr verstanden. Das war zwar manchmal nicht leicht, aber Roger hat alles gut erklärt. Wir haben sogar ein Übung zum Luftabriss gemacht. Und als ob ein Pate nicht genug wäre, gab es einen zweiten Paten, der mich nach der Landung erwartete. Es war Patrick Baudry, der zweite französische Astronaut, der mir freundlicherweise ebenfalls ein Autogramm in mein Fahrtenbuch gab. Jetzt habe ich schon zwei Einträge und einen Super-Fluglehrer. Es gibt keinen glücklicheren Piloten als mich und auch mein Vater ist schon ganz neidisch. Ich bin extrem stolz auf mich, deshalb behalte ich lieber weitere Kommentare für mich! Ich sehne mich schon nach meinem nächsten Flug!
2013 Patrick Milward, von Amelia autorisiert (Puteaux), Übersetzung: Christian Büttner/Elke Schwichtenberg