Pilzjagd
Nach dem Beginn der Jagdsaison und den nicht enden wollenden Treibjagden hat nun die Pilzsaison begonnen. Überall in den Wäldern und an den Straßenrändern parken die Autos und die Menschen sind auf der Jagd nach Steinpilzen. Die kennt (fast) jeder, nur wo sind sie?
Wie lange kann man widerstehen, nicht ebenfalls durch den Wald zu streifen, den Blick angestrengt auf den Boden gerichtet. Bei zwei Versuchen haben wir kein Glück. Der Wald ist zwar traumhaft bunt und die vielen Wildpfade, die wir entlang gehen, führen uns tief hinein. Aber Steinpilze? Nie gesehen.
Später fällt uns beim Lesen des Journal du Médoc ein Artikel in die Hände La complainte du cèpe. Der Steinpilz versucht alles, um nicht gefunden zu werden, er will endlich seine Ruhe haben vor den vielen Sammlern, die von allen Seiten herbeieilen, in Wanderschuhen, bewaffnet mit Stöcken, Tüten oder Körben und suchenden Auges. „Wenn ich mich doch klein machen könnte, ganz klein, oder hässlich und bitter wie der Gallenröhrling oder vielleicht sogar giftig wie der Satanspilz?“ Vor uns hat sich der Steinpilz jedenfalls mit Erfolg versteckt.
Daraufhin haben wir heute Nachmittag mal wieder im Garten gearbeitet und – siehe da, er ist voller Pilze. Zwar keine Steinpilze, dafür herrliche Wiesenchampignons, Boviste und vor allem verschiedene Sorten von Täublingen (Apfel-, Frauen- und graugefelderte Täublinge). Letztere Sorten werden von den meisten Sammlern stehen gelassen, obwohl sie dem Steinpilz im Geschmack nicht nachstehen.
Und so haben wir uns denn direkt in unserem Garten ein herrliches Pilzgericht „gejagd“. Die Steinpilze können – was uns betrifft – aufatmen.
2011 Elke Schwichtenberg/Christian Büttner (Saint Vivien)