Das Médoc: Kleiner Wermutstropfen
Das Médoc ist für viele, die hierher immigriert sind – Franzosen aus anderen Gegenden oder Menschen aus benachbarten Ländern - der ideale Lebensort. Klima, Natur, Meer, Lebensart, Wein, all das trägt dazu bei. Wie überall auf unserem Planeten ist es jedoch nicht garantiert, dass es so bleibt. Es ist z.B. noch gar nicht so lange her, dass in Le Verdon ein Methanhafen in Planung war, ein Projekt mit einem Sicherheitsrisiko, das nach einer EG-Richtlinie (Seveso II) eingestuft worden ist. Und es brauchte die Kräfte vieler Menschen, die sich in dem Verein Estuaire pour tous organisiert hatten, um diese Pläne vom Tisch zu bringen. Mehrere Demonstrationen im Jahr 2009 zeigen aber deutlich, was diese Region und ihr Schutz den hier lebenden Menschen wert war und ist.
Dabei gibt es schon sehr viel länger, genauer gesagt seit 1981, ein viel gigantischeres Bedrohungsszenario, das Atomkraftwerk bei Blaye mit den für französische Meiler bekannten Risiken. Es hat auch in jüngster Zeit wieder Störfälle gegeben, die immer wieder Anlass sind, dass Menschen dagegen auf die Straße gehen, so auch der Verein TCHERNOBLAYE (http://tchernoblaye.free.fr). Dass die centrale nucléaire auf der dem Médoc gegenüber liegenden Girondeseite liegt und dass die Touristenattraktion Meer sowieso sehr weit weg erscheint, macht die Sache nicht weniger riskant. Muss denn wirklich erst etwas passieren, ehe die Menschen wie bei Fukushima wachgerüttelt werden?
Neulich war im Journal du Médoc wieder mal etwas über die Gefahr einer Katastrophe zu lesen: Der Krisenplan wird nicht über einen Umkreis von 10 km auf 80 km ausgeweitet, wie es etwa in verschiedenen Debatten zum Thema gefordert wurde! 10 km, das reicht auf der gegenüberliegenden Médoc-Seite gerade einmal bis nach Pauillac. Kein Grund zur Sorge? Immerhin scheint etwas in Bewegung zu sein, in der europäischen Union wird über 80 km gesprochen und vielleicht könnte man vor Ort ja über einen Kompromiss von 30-40 km reden... Aber im Augenblick gibt es lediglich den Plan, innerhalb der 10km Grenzen für den Fall einer Atomkatastrophe Jodtabletten zu verteilen.
Ist die nur allzu leicht verdrängte Sorge um die Sicherheit der Preis, den man für die herrliche Region Médoc zahlen muss? Und dann lesen wir im SPIEGEL (50/2015), dass die Grünen im Deutschen Bundestag die Regierung aufgefordert haben, sich in Paris für einen sofortigen Betriebsstopp in Fessenheim (einem mit Blaye vergleichbaren Atommeiler) einzusetzen. Blaye liegt leider nicht direkt an der deutsch-französischen Grenze!
Christian Büttner/Elke Schwichtenberg (Saint Vivien)
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