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Serge Andron, Fortsetzung

 

Serge Andron, Le Verdon

Der Beruf eines Leuchtturmwärters ist ein Beruf wie jeder andere, außer dass man eben auf der Leuchtturminsel isoliert ist. Aber als Beamter hatte ich die Möglichkeit, die Stelle zu wechseln, wir waren keine Märtyrer der Gesellschaft. Wenn es einem nicht mehr gefiel, konnte man nach 3 Jahren die Stelle wechseln.

Ich habe einmal die Stelle gewechselt. Und einmal auf dem Cordouan, das hat mir gefallen. Das erste Mal bin ich mit dem Hubschrauber auf den Cordouan geflogen. Das war eine Leuchtturmtaufe. So konnte ich einen Rundflug um den Leuchtturm machen, das ist schon sehr beeindruckend, den Turm aus dieser Perspektive zu betrachten. Wir unten allerdings sehen nur das schlechte Wetter, das Meer, das an den Leuchtturm schwappt...Ich bin also bis zu meiner Pensionierung 2012 auf dem Leuchtturm geblieben.

Im Leuchtturm dann gab es zwischen den Wärtern ein gutes Einvernehmen, das ist besonders wichtig. Ich habe 15 Jahre mit einem Kollegen gearbeitet, der aus der Bretagne stammte, von der Belle-Île, und der dann wieder dahin zurückgegangen ist, weil es dort eine Stelle gab und die Gelegenheit günstig war. Er war ein guter Kollege, wie ein Bruder. Es gibt nämlich Augenblicke, wenn man Fische fangen geht, da braucht man nicht einmal miteinander zu sprechen, um sich zu verstehen. Man stammt aus einer Gegend am Meer, man hat die gleiche Ausgangsausbildung, Schreiner...Es gibt vieles, was man gemeinsam machen muss, man versteht sich, man arrangiert sich. Und dann hat uns das Leben wieder getrennt.

Auf dem Leuchtturm gibt es eine Küche, in der früher der Backofen gestanden hat. Der Cordouan war der einzige Leuchtturm mit Backofen, weil die Wärter früher einen Arbeitsrhythmus von 45 Tagen auf dem Turm und 15 Tage Ruhepause hatten. Das hätte ich nicht gemacht, obwohl auch schon wie zu unserer Zeit 15 Tage Turm und eine Woche Ruhepause heftig sind. Es gab kein Telefon und das Badezimmer war sehr dürftig, ein Waschzuber.....Na gut, da war ich noch jung. Das hat mich wenig gestört.

Der Schichtwechsel erfolgte mit einem Schiff der Behörde « Leuchttürme und Seezeichen », wie wir es vor unserem Museum am Phare de Grave stehen haben. Ich habe es mir manchmal genommen, wenn Bojen mit Gas gefüllt werden mussten. Es hatte den Spitznamen « Witwenmaschine », weil es öfter vorkam, dass es explodierte. Die Bojen wurden mit einer einfachen Motorpumpe befüllt, und manchmal gab es dann Stellen mit einem Leck. Es gab auch ein Schiff der Dienststelle « Leuchttürme und Seezeichen », das explodiert ist, die Matrosen konnten sich gerade noch vor der Explosion mit einem Sprung ins Meer retten. Später wurde es dann besser.

Das Schiff diente auch als Rettungsschiff, weil es hochseetauglich war und es früher die Seebehörde zur Rettung ausschickte, wenn das Rettungsboot nicht zur Verfügung stand.

Bei den Bojen gibt es neben den Lichtzeichen auch akustische Signale. Und in bestimmten Gegenden waren Bojen mit Glocken installiert, die den Fischern ein Zeichen zur Heftigkeit des Seegangs geben konnten, wenn sie z.B. einmal läuteten und dann noch ein zweites Mal nach einer gewissen Zeit. Und wenn sie sehr schnell läuteten, dann waren die Wellen sehr kurz. Ich selbst habe dieses System nicht so genau kennengelernt, höchstens wenn ich bei meinem Onkel in der Vendée war. Es war außerdem noch in der Bretagne und in bestimmten anderen Gegenden gebräuchlich. Die Standorte der Bojen waren sehr präzise festgelegt. An Stelle der Glocke oben in der Boje war manchmal eine Sirene eingebaut, die dann die Zeichen zur Seegangshöhe machte. Und es gab dann einen Luftdruck, der jedesmal den Pfeifton produzierte, wenn der Seegang hoch ging, und dann wieder beim Niedergang der Welle. Dem konnte man also die Länge der Welle entnehmen.

Zu Beginn hatten die Wärter im Hinblick auf die Signalisation sehr viel mehr zu tun als wir. Da musste z.B. Petroleum nachgefüllt werden, den Luftdruck wieder herstellen, damit alles bereit war, der Brenner musste gereinigt, dann wieder in Petroleum getränkt und schließlich ein Funktionstest gemacht werden. All das wurde tagsüber gemacht, morgens waren die Teile noch zu heiß. Dann musste alles wieder befestigt werden. Als auf elektrische Befeuerung umgestellt wurde, gab es natürlich weniger zu tun, außer dass man die erste Lampe zweimal am Tag montieren musste, einmal morgens und einmal abends. Das war keine große Arbeit. Es musste aber auf jeden Fall tagsüber ein Überzug über das Lampengehäuse gezogen und die Vorhänge an der Sonnenuntergangsseite zugezogen werden. Die Sonneneinstrahlung im Zenit ist sehr stark und die Optik wirkt dann wie eine Lupe und man riskiert, dass die Lampe beschädigt wird. Bei der neuen Lampengeneration war das nicht mehr nötig. Dann mussten wir die Stromgeneratoren warten, reparieren, was kaputt gegangen war. Es gab viel Instand zu halten, was wir alles selbst gemacht haben und was heute die Wärter nicht mehr machen dürfen. Sie haben nicht das Recht, irgendetwas an dem Leuchtturm zu machen. Wir haben alles gepflegt, was es in den Innenräumen gab, denn am Cordouan gab es eine Menge zu tun.

Die heutigen Wärter haben Zugang zu allen Bereichen des Cordouan außer der Lampe, die ist abgedeckt. Die Reparaturarbeiten werden von der Behörde „Phares et Balises“ organisiert. Sie haben auch keine spezielle Ausbildung, weder im Bereich Elektrotechnik noch im Maschinenbau.

Serge Andron (Le Verdon)

*Auszug aus einem Vortrag im Juni 2016; Transkript und Bearbeitung: Jacqueline Tabuteau, Übersetzung: Christian Büttner