Vom Omnibus aus sahen wir nach 6 stündiger Fahrt endlich die Kirche von Lourdes, ein ganz beklemmendes Gefühl überkam uns. War es doch unser Versprechen und der Wunschtraum unserer verstorbenen Großmütter, den wir endlich erfüllten. In der Früh um 10 Uhr war Messe. Doch das erlebnisreichste Gefühl überkam uns, als wir das erste Mal vor der Grotte standen und den Felsen berühren durften, unvergesslich. Am Nachmittag besuchten wir nach einem Gottesdienst die Grotte de Loup-Luvee, da wir ja noch nie eine gesehen hatten. Beim Hineingehen war alles noch in Ordnung, doch dann nach kurzer Strecke ging es meinem Mann sehr schlecht. Zum Glück war in der Nähe ein Maisfeld, wo er sehr schnell dem inneren Drang freien Lauf ließ. Leider gab es kein Papier und die Maisblätter waren dann doch zu rauh für diese Bedürfnisse, so musste eben mein Taschentuch herhalten. Da es nicht ganz neu war, konnte ich es ohne Bedenken dort lassen. Wir kamen ohne weitere Hindernisse wieder in Lourdes an.
Am Abend war dann die Krankensegnung, die sehr beeindruckend war. Dann, als die Dunkelheit hereinbrach, war die Lichterprozession, die wir oben von der Kathedrale miterlebten. Mein Mann hatte unser Töchterchen auf den Schultern. Obwohl sie erst 6 Jahre alt war, hat sie es nicht vergessen. Um 23 Uhr wurde dann die Heimfahrt angetreten. Wir kamen gegen 4 Uhr in unserem Nachbardorf an. Das Kind ließen wir bei unseren Bekannten, da sie schon fest schlief. Und dann zum guten Ende wollte unser Motorrad nicht mehr anspringen, da es geregnet hatte und das Motorrad draußen stand. Wir mussten das Biest 15 km schieben. Wenn es einen Hügel hinunter ging, konnten wir uns darauf schwingen, was uns Mut gab, nach Hause zu kommen. Gut angekommen kümmerte ich mich um die Kühe, und mein Mann versuchte, das Motorrad zu überlisten, was nach einer Kerzenreinigung auch gelang. So konnte er unser Mäuschen holen gehen, und dann war endlich die Heimfahrt zu Ende.
Wir waren überglücklich, unser Gelöbnis eingehalten zu haben und vergessen den eindrucksvollen Tag nie. Endlich vor der Grotte zu stehen und selbst den Felsen berühren zu können, der die Füße der Gottesmutter getragen hat. Als ich aber den Fuß auf die Erde um die Grotte herum setzte, überlief es mich, als hätte mich ein elektrischer Schlag getroffen. Dieser Schreck überkommt mich jedes Mal, wenn ich nach Lourdes gehe und mit dem Fuß den Boden vor der Grotte betrete. Niemand von den Pfarrern und Bischöfen konnte mir eine Erklärung darüber geben, man sagte mir, dass ich halt damit allein fertig werden müsste, was aber sehr schwer für mich ist.
Agnes Kern (Loirac)