Die Kirche in meinem Dorf
Seit ich hier lebe, habe ich sie mir noch nie angeschaut. Na ja, von der Straße aus, die durch den Ort führt, habe ich immer wieder ihre gedrungene Silhouette wahrgenommen, das war’s. Vor einigen Tagen haben wir, meine Schwester, mein Hund Victor und ich also einen kleinen Spaziergang in diese Gegend gemacht...voilà.
Eine romanische Kirche, eine der ersten im Médoc, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert erbaut. Die heutige Kirche, Saint Hilaire geweiht, stammt von 1853 und dürfte auf den Fundamenten der alten Kirche errichtet worden sein.
Wir befinden uns unterhalb des Portals und unter der Uhr, die den Stundenrhythmus des Ortes vorgibt. Wenigstens nehme ich das an, ich selbst wohne zu weit weg, um die Schläge zu hören. Manchmal allerdings höre ich bei Südwind die Kirchenglocken.
Treten wir ein. Der Chor zeigt sich romanisch, dunkel und streng. Die Seitenpartien sind von gleicher Nüchternheit, keine Verzierungen, keine Bilder, nichts Aufdringliches. Eine Landkirche, ganz schlicht. Fenster, Glasmalereien mit naiven Motiven, ein wenig verwaschen, andere dagegen stärker ausgearbeitet, vielleicht älter. Einige Statuetten, rohes Mauerwerk, ein Kreuzweg aus...ich weiß nicht was, es glänzt leicht metallisch.
Zum Ausgang hin durchqueren wir wieder den kleinen Vorraum, der zu älteren Zeiten wohl bemalt war, es gibt Spuren, wahrscheinlich Reste von Wappenschildern; man könnte einen der bordelaiser Leoparden (Wappen von Richard Löwenherz) erkennen.
Ein kleiner Blick zurück und Sie hätten damit einen kleinen Einblick in eine anspruchslose Kirche genommen.
2015 Simone Casabon (Le Taillan), Übersetzung: Christian Büttner/Elke Schwichtenberg