Claude Barraud
Soussans
Seit nunmehr 50 Jahren erkundet Claude Barraud beharrlich den Weg der Ölmalerei, und immer fühlte sie sich dabei den Worten Giacomettis verbunden: « Nur wenn ich arbeite, weiß ich was ich sehe...»
Unermüdlich durchstreift sie die nahegelegenen Carreyres, diese kleinen Wege des Haut Médoc, einen Steinwurf entfernt von ihrem Atelier. Tag für Tag, und immer wieder neu sieht sie dieselben Orte ohne es je müde zu werden, beobachtet die leisesten Veränderungen am Horizont, ein eindringliches Licht, das Aufkeimen einer Knospe. In der Stille des Ateliers geht es nicht darum, ein Motiv einfach nur abzubilden, es geht darum, die Distanz zu überwinden, die uns vom Wesentlichen trennt.
Sie erklärt: « Je älter du wirst, umso klarer wird der Blick, das vertraute Erwarten jenes Moment des Sehens, der Offenbarung des Alltäglichen, erzeugt eine dringliche, raue Lust zu Arbeiten ». Langsam bahnt sich auf der weißen Leinwand die Farbe ihren Weg. Claude Barraud arbeitet konzentriert, bewusst. Sie nimmt sich die Zeit, anzufangen, neu anzufangen, zu verwerfen, abzuwägen zwischen dem Timbre eines Noir de Chine und dem eines Noir de fumée, zwischen einem Spachtelzug und einem Pinselstrich. Die verschiedenen Ebenen stehen gleichwertig nebeneinander, die Abwesenheit von Perspektive zwingt uns, in die Leinwand einzutauchen, das um uns herum zu vergessen, uns in das Bild hinein zu begeben. Es ist eine Malerei, die die Realität durchdringt, eine persönliche Suche nach einem Einklang, nach Empathie mit der Natur, mit der Lebendigkeit eines Ortes: « Dem Médoc fühle ich mich zutiefst verbunden, diesem Land folge ich bis ins Innerste, und meine Malerei gibt mir dabei Halt ». R.A.
→ cv
Übersetzung: Anton F. Mondschein2018