Unterwegs im Médoc
Das Médoc – das sind natürlich der Atlantik, die Strände und die feinsandigen Dünen, die Pinien- und Eichenwälder, die Chateaux und die berühmten Weingüter, die Girondemündung und die Carrelets, das ist aber auch ein Land der „mattes“, Anbauflächen, die seit dem 18. Jhdt. dem Meer abgerungen sind, mit einem Netz von Gräben, die das Süßwasser in Kanäle leiten, bevor es in die Gironde fließt. Das ist auch ein Land der Sumpfflächen, der Lagunen und der „palus“ (Schwemmland).
Wir durchqueren diese Landschaften eher mal zufällig oder auch, weil das Licht einer bestimmten Tageszeit uns dazu anregt, uns anzieht. Denn hier, zwischen Gironde und Atlantik, ist das Licht einzigartig. Oft breitet es sich morgens über die Ufer des Flusses, über die Weinberge und über das Röhricht aus. An bestimmten Abenden entflammt es den Horizont, das Meer, die Dünen und die Küstenwälder. Hier, weitab von der Globalisierung, gibt es keine großen Entfernungen. Aber trotzdem ist es wie eine Reise, so vielfältig sind die Gegenden, so unterschiedlich das Ambiente – je nach Jahreszeit oder abhängig von dem Ort, an dem man sich gerade befindet, nach der Tageszeit oder dem jeweiligen Wetter. Hier ist nichts festgefahren, nichts bleibt immer gleich, alles ist im Augenblick einzigartig.
Für denjenigen, der in Ruhe abwarten kann, ist das zauberhaft. Nach einigen Augenblicken, manchmal nur in Sekunden, wechselt das Licht über der Landschaft, überraschend, faszinierend. Natürlich sind diese Landschaften nicht grandios sondern eher unscheinbar. Vor allem im Bereich der mattes in der Nähe der Gironde vermitteln sie den Eindruck weiter wildwüchsiger Flächen mit geradlinigen Straßen, die niemals zu enden scheinen, mit endlosen und flachen Feldern, mit den palus, die der Lebensraum grasender Pferde und wiederkäuender Kühe sind.
Die Sumpflandschaften erweisen sich als geradezu bezaubernd. Im Winter spiegeln sich die Bäume und Binsen auf den Wasserflächen der Kanäle in perfekter Symmetrie und sie zeichnen dort, wo sich tausende außergewöhnlicher Kreaturen verstecken, komplexe Arabesken. Eingehüllt vom Morgendunst verschwimmen Röhricht und Wasserflächen zu mysteriösen und poetischen Eindrücken. Reiher, Kiebitze, Schwäne und Wildenten, Rotschenkel und Graugänse haben hier ihren ungestörten Lebensraum. Im Gegenlicht betritt man für einige Minuten eine zerbrechliche Landschaft, wie mit Chinatinte gezeichnet... Chinesische Landschaften oder es könnte auch Japan sein. Deshalb fotografieren wir gerne das Médoc und teilen unsere Leidenschaft für diese Halbinsel mit allen ihren Anhängern, aber auch mit denen, die sie noch nicht kennen und nun gern entdecken wollen.
Schauen Sie sich die herrlichen Fotos auf der Website Sur les chemins du Médoc an und machen Sie sich dann selbst auf den Weg in dieses Médoc!
Chemins du Médoc (Montalivet), Übersetzung: Christian Büttner/Elke Schwichtenberg